Ausstellung anläßlich des 65. Todestag des Malers Richard Pietzsch am 28. Januar 2025 im Asamschlössl
Am 28.01.2025 jährte sich der Todestag von Richard Pietzsch zum 65. Mal, weshalb im April 2024 auf unserer Jahreshauptversammlung der Antrag gestellt wurde, die im Fundus befindlichen Grafiken einmal wieder der Öffentlichkeit zu präsentieren. Bei den 10 Kohlezeichnungen handelt es sich um den Zyklus „Wege des Holzes vom Wald zum Fluss“. Der Antrag wurde von den anwesenden Vereinsmitgliedern bewilligt. Nachdem die übrigen Mitglieder über die geplante Ausstellung informiert wurden, erreichte uns die Bitte, zu berücksichtigen, dass Pietzsch unter Umständen keine ganz so unbescholtene Vergangenheit hat.
Diesen Hinweis haben wir als Vorstand sehr ernst genommen und das Thema für eine professionelle Bearbeitung aufbereitet. Auf dem folgenden Jahresempfang des lokalen Bezirksausschuss 19 haben wir die Unterstützung der Landeshauptstadt München gesucht und bekommen. Über die Abteilung Public History des Kulturreferats gelangten wir an die Provenienzforscherin Lisa Kern, Städtische Galerie im Lenbachhaus. Als Kuratorin der Ausstellung „Kunst und Leben 1918 bis 1955“ hat sich Frau Kern auf dem Gebiet, auf dem wir Unterstützung suchten, einen Namen gemacht. Mit Frau Kern haben wir das Anliegen besprochen und erfahren, dass Richard Pietzsch diesbezüglich bislang unerforscht geblieben ist.
Frau Kern hat uns an Herrn Dr. des. Felix Steffan aus Nürnberg vermittelt. Herr Dr. des. Steffan wurde im Sommer 2024 in Kunstgeschichte an der LMU München promoviert. Im Rahmen seiner Dissertation hatte er eine Vielzahl Künstler:innen geprüft, womit er über das nötige Einschätzungsvermögen verfügt, um uns ein belastbares Ergebnis über Richard Pietzsch liefern zu können. Da ein Gutachten mit Kosten verbunden ist, haben wir als Verein neben dem Einsatz von Vereinsmitteln auch ganz bewusst den lokalen Bezirksausschuss 19 eingebunden. Unser Verein ist in Thalkirchen verortet. Richard Pietzsch hat hier im Viertel, im Asam Schlössl, gelebt und gewirkt. Anstatt Zuschüsse beim Kulturreferat zu beantragen, haben wir den Rückhalt in der Lokalpolitik für unser Projekt gesucht und aufs Neue bekommen.
Ein wissenschaftliches Gutachten sollte auch wissenschaftlich präsentiert werden. Hierfür konnten wir kurzerhand Herrn Professor Dr. Christian Fuhrmeister vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte gewinnen. In seinem Vortrag stieg Herr Professor Fuhrmeister mit einem großen Lob ein. Dieses galt unserem Verein, welcher sich seiner Verantwortung bewusst ist, Partner bzw. Unterstützung organisiert, „um das Richtige zu tun“, zu recherchieren und zu dokumentieren, um dann in „einer grosso modo zivilgesellschaftlichen Wendung“ diesen Prozess transparent in einer öffentlichen Vernissage „zu kommunizieren“.
In seinem Vortrag ging Professor Fuhrmeister auch auf vergleichbare Prozesse an anderen Orten ein. Richard Pietzsch selbst wurde als Thalkirchner Bürger und Künstler lebenslang durch die Stadt München gefördert. Nachdem das Asam Schlössl bei einem Bombenangriff im November 1944 stark beschädigt wurde und auch sein Atelier mit zahlreichen Bildern vernichtet wurde, wich er im gleichen Jahr auf eine Notunterkunft mit Atelier in Beuerberg aus. Im Jahr 1952 kehrte er nach München zurück, wo ihm die Stadt München in der Schwabinger Franz-Joseph-Straße Atelier und Wohnung zur Verfügung gestellt hatte. Seine Bilder stellte Pietzsch unter anderem 1923 in der Münchner Galerie Heinemann aus und erlebte 1924 den Höhepunkt seiner Karriere auf der Biennale in Venedig mit der Auszeichnung seines Ölgemäldes „Herbst im Isartal“ als bestes Landschaftsbild der Ausstellung. Zu seinem 60. Geburtstag im Jahr 1932 widmete ihm die Stadt München im Lenbachhaus eine Sonderschau. Bereits 1921 hatte sich Pietzsch der Bewegung Hitlers angeschlossen. Fuhrmeister erläuterte das Spannungsfeld zwischen einem unpolitischen Landschaftsmaler und jemandem, der sich der nationalsozialistischen Bewegung anschließt. Im NS-Kunstbetrieb sollte Pietzsch allerdings auch anecken. Anerkennung und Akzeptanz blieben ihm teilweise verwehrt. An dieser Stelle forderte Professor Fuhrmeister dazu auf, auch die verfolgten, eingesperrten und ermordeten Künstler zu berücksichtigen, um ein Gespür für die Kunstentwicklung im NS zu entwickeln. Im damaligen Reich wurde Pietzsch nicht besonders wertgeschätzt, in München hingegen schon. Er verwies auf die Ausstellung „Junge Kunst im Deutschen Reich“, die 1943 im Auftrag des Reichsstatthalters und Reichsleiters Baldur von Schirach 1943 im Wiener Künstlerhaus stattfand. In der vorzeitig geschlossenen Ausstellung waren auch Werke von Pietzsch gezeigt worden.
Fuhrmeister stellte – auf der Basis des Gutachtens – fest, dass Pietzsch um 1933 eine Anpassung an politisch gewollte Bildmotive vollzogen habe, welche für ihn aber nicht profitabel war, weshalb er diesen Weg offenbar nicht weiter beschritt. Vergleicht man Pietzsch‘ Arbeit „Und Ihr habt doch gesiegt!“ mit der Gestaltung desselben Motivs durch Paul Herrmann wird deutlich, dass Herrmann die Ideologie der Nationalsozialisten wesentlich geschmeidiger bediente. An dieser Stelle sprach sich Professor Fuhrmeister für einen differenzierenden Umgang, eine Auseinandersetzung mit und sogar die Akzeptanz von Pietzsch „wie er war“ aus. Als Nachgeborene halten wir ein „dissonantes Erbe“ in Händen, mit dem uns der Umgang besonders schwerfällt. Insgesamt lassen sich die letzten rund 15 Jahre als Phase beschreiben, in der eine vielfältige Auseinandersetzung und Forschung zur Kunst im Nationalsozialismus stattfinde. Das Fazit des Gutachtens von Herrn Steffan verlas Herr Professor Fuhrmeister im Originaltext und empfahl abschließend Kataloge wie z.B. „Kunst und Leben 1918 bis 1955“, welche eben diese Auseinandersetzung weiter fördert.
Professor Fuhrmeister empfahl, unser vorliegendes Gutachten an geeigneter Stelle zu veröffentlichen, so dass es zum Nachahmen für andere dienen kann. Eben diesen Punkt haben wir übrigens in unseren Antrag auf Fördermittel beim Bezirksausschuss 19 aufgenommen. Nicht nur wir wollen ein Bewusstsein für unseren Fundus schaffen. Die Landeshauptstadt München soll ebenfalls ihren Anteil haben, das Gutachten für sich und die Öffentlichkeit zu nutzen. Abschließend bedanken wir uns ausdrücklich bei allen an diesem Projekt und der Vernissage beteiligten Personen. Unter den Gästen fanden sich neben Vertretern des Bezirksausschuss 19 Herr Dr. des. Felix Steffan, welcher den Weg aus Nürnberg auf sich genommen hatte, Frau Provenienzforscherin Lisa Kern, Frau Annekatrin Schulz, Leiterin des Museums Wolfratshausen, als Vertreterin für Herrn Klaus Heilinglechner, Erster Bürgermeister Wolfratshausens, und Mitglieder des Isartalvereins e.V. Mit großem Dank verbunden wollen wir auch Frau Barbara McMahon an dieser Stelle erwähnen, Wirtin des Asam Schlössl, welches wir für unsere Ausstellung nutzen durften. Sie formulierte eingehende Worte und stand den Anwesenden Rede und Antwort.
Ausstellung: Flößerei von München bis Wien
im Schlossmuseum Ismaning – vom 20. Juli bis 6. Oktober 2024
Vom 20. Juli bis 6. Oktober hat sich unser Verein zusammen mit dem Schlossmuseum Ismaning mit
der der Ausstellung “Die Flößerei auf der Isar – Von und nach Ismaning” präsentiert. Die Ausstellung
wurde über alle Altersgruppen hinweg sehr gut angenommen.
Wir können von einem wesentlichen Meilenstein in der Geschichte unseres Vereins sprechen. Der Fokus lag auf dem bislang weniger beachteten Unterlauf ab München, auf den Flößerorten an Isar und Donau sowie dem Personen- und Warenverkehr bis nach Wien.
Unser besonderer Dank für Konzeption, Erstellung und Ausstellungsmaterial gilt unserem stellvertretenden Vorsitzenden Franz Schiermeier und seinem Team sowie Ehrenmitglied Helga Lauterbach.
Ein buntes Rahmenprogramm rundete die Ausstellung ab. Von Christopher Griebel gab es einen eindrucksvollen Bericht auf München TV, welcher sich mit unserem stellvertretenden Vorsitzenden, Franz Schiermeier, unterhielt.
(Online verfügbar unter: https://www.muenchen.tv/mediathek/video/muenchner-stadtrundgang-vom-9-
08-2024/)
Am 20. Juli, am Tag der Ausstellungseröffnung, wurden im Rahmen des Kulturfests Ismaning bereits
eine erste Führung und anschließendes Floßbasteln für Kinder angeboten, was beides sehr gut ankam.
In der benachbarten Hainhalle gaben am 3. September Sabrina Schwenger und Kurt Züge vom
Wolfratshauser Flößerstraße e.V. kurzweilige, auf historischen Fakten beruhende Isar-Geschichten unter
der Überschrift „Isarrauschen“ zum Besten.
Zur Veranstaltung erschienen rund 40 Gäste.
Frau Schwenger und Herr Züge erzählten, unterstützt mit viel historischem und aktuellem Bildmaterial,
in ihrem unterhaltsamen Vortrag Geschichten und Geschichtliches über den Flößeralltag und die Isarflößerei. Hauptsächlich München war Empfängerin der über die Loisach und Isar geflößten Waren. Dort gab es eine dreitägige Angebotspflicht. Was danach nicht verkauft war, konnte anschließend woanders angeboten werden, in Moosburg, Landshut, Landau an der Isar oder Plattling. Grund war die rege Bautätigkeit in der Residenzstadt München, die Stadt konnte so die Versorgung ihrer Bürger sicherstellen. Ausgenommen waren nur Flöße, welche für das Freisinger Gebiet bestimmt waren. Sie durften ohne Halt passieren.
Ismaning gehörte vom 14. bis in das 19. Jahrhundert dazu. Als Ende des 15. Jahrhunderts der Freisinger Dom einen neuen Dachstuhl bekam, wurden Stämme aus dem Großweiler Eichenwald aus dem zu Freising gehörenden Werdenfelser Land, heute Landkreis Garmisch-Partenkirchen, verwendet. Sie kamen mittels Floß nach Ismaning, wurden in der dortigen Sägemühle am Seebach (heute Hotel „Zur Mühle“) zurechtgeschnitten und wieder auf die Isar Richtung Freising verladen. Aus dem 18. Jahrhundert gibt es viele Nachweise, dass die Werdenfelser Bauern regelmäßig Holz an die Grundherrschaft in Freising abzuliefern hatten. Überliefert ist, dass ein Krüner Floßmann 1760 zum Schloss Ismaning Holz auf einem Floß geliefert hat und 1770 für die Herrschaft Buchenholz. Um diese Zeit mögen wohl hunderte Flöße zu den Schlossbaustellen in Ismaning und Eching gefahren sein.
Mit der Begradigung der Isar zwischen Bogenhausen und Ismaning von 1805 bis 1812 wurden ihre Ufer
mit steilen Betonwänden befestigt und machten sie gefährlicher. Immer wieder gab es Unfälle wie jenen
am 21. Mai 1907 als vier Männer bei einem oft so bezeichneten „Floßunglück“ an einer Stromschnelle
ertranken. Zwei von ihnen waren Angehörige der königlich bayerischen Staatsbauverwaltung, die ihnen
daraufhin einen Gedenkstein errichten ließ. Er steht noch heute zwischen Ismaning und Fischerhäuser.
In der anschließenden Fragerunde zeigte sich ein Nachfahre des Tölzer Floßmeisters Sixt freudig
überrascht, dass sein Urururgroßvater im Vortrag genannt wurde.
Am 24. September beleuchtete Franz Schiermeier, stellvertretender Vorsitzender des Flößer-Kulturvereins München-Thalkirchen e.V., die wirtschaftliche Bedeutung des jahrhundertealten Transportwesens, seine Ladungen und seine Gefahren. Der Abendvortrag war gut besucht, zur Veranstaltung erschienen rund 70
Gäste. Gleich zu Beginn stellte Herr Schiermeier heraus, dass sich kaum Darstellungen Ismanings ohne Abbildungen von Flößen finden, und das, obwohl der Ort selbst über keine Lände verfügte.
Ungeachtet der fehlenden Alternativen war der Transport auf dem Wasser eine sehr einfache und schnelle Beförderungsoption. Auch nach Stürmen und anderen Unwettern konnte Holz sehr schnell aus dem Wald über Bäche getriftet, auf den so genannten Gantern gesammelt, verarbeitet und über Flüsse wie die Isar und Loisach geflößt werden. Neben Holz wurden auf Bestellung leere und befüllte Weinfässer, Obst, venezianische Waren wie Seide und Gewürze oder auch einmal ein Sudkessel bis nach Wien und weiter auf den Flößen transportiert. Bei den zahlreichen Gefahren, welche auf dem Weg warteten, stand der Heilige Nepomuk zur Seite, um die Flößer zu beschützen. So findet sich über alle Orte verteilt neben einer Flößerwirtschaft eine Nepomuk-Darstellung. Erfahrene Flößer steuerten regelmäßig („ordinari“) einmal in der Woche seit 1614 nach Passau und seit 1623 auf Befehl des Kurfürsten Maximilian I. um die Mittagszeit von München nach Wien. Unterwegs waren sie eine Woche. Übernachtet wurde auf dem Floß oder in
Herbergen in festgeschriebenen Orten am Wasser, wo zu- oder abgestiegen werden konnte. Zurück ging es für die Flößer dann zu Fuß, später mit dem eigens mitgebrachten Fahrrad und noch später zu vergünstigten Preisen mit der Eisenbahn. War auf der Hinfahrt für die Flößer das Wasser eine Gefahr, waren es auf dem Rückweg die Räuber, weshalb die Flößer stets in Gruppen zu etwa zehn Mann unterwegs waren. Ihre mitgetragenen Werkzeuge wie die Floßhack dürften möglichen Angreifern ordentlich Angst eingejagt haben.
Franz Schiermeier ging in seinem Vortrag weiter auf die Floßländen Münchens und die nachfolgenden
Isargemeinden im Einzelnen ein, ohne die Militärtransporte zu den Türkenbelagerungen Wiens in den
Jahren 1529 und 1683 zu vergessen. Wo sich bei alledem Ismaning wiederfand?
Nun, Ismaning gehörte wie bereits erwähnt, bis zur Säkularisation zum Hochstift Freising. Sein Holz bezog es demnach aus dem Werdenfelser Land über die Loisach aus der heutigen Garmischer Ecke. Das Holz wurde auf Bestellung geliefert. Die beiden allerletzten Flöße, welche München verließen, hatten im Jahr 1914 das Ziel Ismaning. So endeten eine Jahrhunderte alte Geschichte und ein spannender Vortragsabend.
Vom Wasser auf die Straße
Sonderausstellung Flößerei früher und heute
03.08. – 16.10.2021 im Holztechnischen Museum Rosenheim
Winterzeit bei den Flößern
06.12. – 28.12.2019 in Münchner Rathausgalerie. Gemeinschaftsausstellung Münchner Brauchtumsvereine.
Vom Wasser auf die Straße
27.06. – 03.03.2019 im Ausstellungszelt am Neuhofener Berg. Stadtteilwoche Sendling-Obersendling des Kulturreferats München.
Nepomuk-Brauchtum an Isar und Loisach.
06.05. – 09.06.2018 im Pfarrheim St. Maria Thalkirchen.
Flößerei heute. Harte Arbeit für eine Spaßgesellschaft
12.03. – 22.04.2018 im Saal der Evangelischen Passionskirche, Tölzer Straße, München. Fotoclub Fürstenried-Neuried e.V. unter der Schirmherrschaft des Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V.
Vom Wasser auf die Straße. Flößerei in der Umbruchszeit.
09.10. – 26.11.2016 im Maierhof des Klosters Benediktbeuern, Fachberatung Bezirk Oberbayern.
Geschichte der Flößerei
12.06. – 18.06.2015 im Ausstellungszelt am Neuhofener Berg. Stadtteilwoche Sendling des Kulturreferats München.
Johannes von Nepomuk. Flößerheiliger und Brückenpatron an der Isar.
11.03. – 12.04.2015 in Galerie Üblacker Häusl, München.
Die Isar entlang.
Präsentation der Grafiken von Richard Pietzsch (1872-1960)24.01.2015 im Asam Schlössl. München.
100 Jahre Nepomuk-Brücke in Hinterbrühl
09.11. – 16.11-2015 im Saal Gasthof Hinterbrühl. München
Als Leihgeber für Ausstellungen ist oder war der Flößer-Kulturverein mit folgenden Exponaten vertreten:
Museum Holzerhütte, Scharnitz/Tirol. Fotografien Holztransport.
Bayerische Landesausstellung 2018 im Kloster Ettal: Wald, Gebirg und Königstraum vom 03.05. – 04.11.2018. Kreidezeichnung von Richard Pietzsch „Bauholz Floß auf der Isar bei Lenggries“, signiert und datiert, 1921.
Heimatmuseum Plattling. Flößerskulpturen auf Floß von Jo Zintl.
St. Maria Thalkirchen, Fraunbergstraße, München. Dauerleihgabe Ordinarifloßmodell von Fritz Lauterbach