im Schlossmuseum Ismaning – vom 20. Juli bis 6. Oktober 2024
Vom 20. Juli bis 6. Oktober hat sich unser Verein zusammen mit dem Schlossmuseum Ismaning mit
der der Ausstellung “Die Flößerei auf der Isar – Von und nach Ismaning” präsentiert. Die Ausstellung
wurde über alle Altersgruppen hinweg sehr gut angenommen.
Wir können von einem wesentlichen Meilenstein in der Geschichte unseres Vereins sprechen. Der Fokus lag auf dem bislang weniger beachteten Unterlauf ab München, auf den Flößerorten an Isar und Donau sowie dem Personen- und Warenverkehr bis nach Wien.
Unser besonderer Dank für Konzeption, Erstellung und Ausstellungsmaterial gilt unserem stellvertretenden Vorsitzenden Franz Schiermeier und seinem Team sowie Ehrenmitglied Helga Lauterbach.
Ein buntes Rahmenprogramm rundete die Ausstellung ab. Von Christopher Griebel gab es einen eindrucksvollen Bericht auf München TV, welcher sich mit unserem stellvertretenden Vorsitzenden, Franz Schiermeier, unterhielt.
(Online verfügbar unter: https://www.muenchen.tv/mediathek/video/muenchner-stadtrundgang-vom-9-
08-2024/)
Am 20. Juli, am Tag der Ausstellungseröffnung, wurden im Rahmen des Kulturfests Ismaning bereits
eine erste Führung und anschließendes Floßbasteln für Kinder angeboten, was beides sehr gut ankam.
In der benachbarten Hainhalle gaben am 3. September Sabrina Schwenger und Kurt Züge vom
Wolfratshauser Flößerstraße e.V. kurzweilige, auf historischen Fakten beruhende Isar-Geschichten unter
der Überschrift „Isarrauschen“ zum Besten.
Zur Veranstaltung erschienen rund 40 Gäste.
Frau Schwenger und Herr Züge erzählten, unterstützt mit viel historischem und aktuellem Bildmaterial,
in ihrem unterhaltsamen Vortrag Geschichten und Geschichtliches über den Flößeralltag und die Isarflößerei. Hauptsächlich München war Empfängerin der über die Loisach und Isar geflößten Waren. Dort gab es eine dreitägige Angebotspflicht. Was danach nicht verkauft war, konnte anschließend woanders angeboten werden, in Moosburg, Landshut, Landau an der Isar oder Plattling. Grund war die rege Bautätigkeit in der Residenzstadt München, die Stadt konnte so die Versorgung ihrer Bürger sicherstellen. Ausgenommen waren nur Flöße, welche für das Freisinger Gebiet bestimmt waren. Sie durften ohne Halt passieren.
Ismaning gehörte vom 14. bis in das 19. Jahrhundert dazu. Als Ende des 15. Jahrhunderts der Freisinger Dom einen neuen Dachstuhl bekam, wurden Stämme aus dem Großweiler Eichenwald aus dem zu Freising gehörenden Werdenfelser Land, heute Landkreis Garmisch-Partenkirchen, verwendet. Sie kamen mittels Floß nach Ismaning, wurden in der dortigen Sägemühle am Seebach (heute Hotel „Zur Mühle“) zurechtgeschnitten und wieder auf die Isar Richtung Freising verladen. Aus dem 18. Jahrhundert gibt es viele Nachweise, dass die Werdenfelser Bauern regelmäßig Holz an die Grundherrschaft in Freising abzuliefern hatten. Überliefert ist, dass ein Krüner Floßmann 1760 zum Schloss Ismaning Holz auf einem Floß geliefert hat und 1770 für die Herrschaft Buchenholz. Um diese Zeit mögen wohl hunderte Flöße zu den Schlossbaustellen in Ismaning und Eching gefahren sein.
Mit der Begradigung der Isar zwischen Bogenhausen und Ismaning von 1805 bis 1812 wurden ihre Ufer
mit steilen Betonwänden befestigt und machten sie gefährlicher. Immer wieder gab es Unfälle wie jenen
am 21. Mai 1907 als vier Männer bei einem oft so bezeichneten „Floßunglück“ an einer Stromschnelle
ertranken. Zwei von ihnen waren Angehörige der königlich bayerischen Staatsbauverwaltung, die ihnen
daraufhin einen Gedenkstein errichten ließ. Er steht noch heute zwischen Ismaning und Fischerhäuser.
In der anschließenden Fragerunde zeigte sich ein Nachfahre des Tölzer Floßmeisters Sixt freudig
überrascht, dass sein Urururgroßvater im Vortrag genannt wurde.
Am 24. September beleuchtete Franz Schiermeier, stellvertretender Vorsitzender des Flößer-Kulturvereins München-Thalkirchen e.V., die wirtschaftliche Bedeutung des jahrhundertealten Transportwesens, seine Ladungen und seine Gefahren. Der Abendvortrag war gut besucht, zur Veranstaltung erschienen rund 70
Gäste. Gleich zu Beginn stellte Herr Schiermeier heraus, dass sich kaum Darstellungen Ismanings ohne Abbildungen von Flößen finden, und das, obwohl der Ort selbst über keine Lände verfügte.
Ungeachtet der fehlenden Alternativen war der Transport auf dem Wasser eine sehr einfache und schnelle Beförderungsoption. Auch nach Stürmen und anderen Unwettern konnte Holz sehr schnell aus dem Wald über Bäche getriftet, auf den so genannten Gantern gesammelt, verarbeitet und über Flüsse wie die Isar und Loisach geflößt werden. Neben Holz wurden auf Bestellung leere und befüllte Weinfässer, Obst, venezianische Waren wie Seide und Gewürze oder auch einmal ein Sudkessel bis nach Wien und weiter auf den Flößen transportiert. Bei den zahlreichen Gefahren, welche auf dem Weg warteten, stand der Heilige Nepomuk zur Seite, um die Flößer zu beschützen. So findet sich über alle Orte verteilt neben einer Flößerwirtschaft eine Nepomuk-Darstellung. Erfahrene Flößer steuerten regelmäßig („ordinari“) einmal in der Woche seit 1614 nach Passau und seit 1623 auf Befehl des Kurfürsten Maximilian I. um die Mittagszeit von München nach Wien. Unterwegs waren sie eine Woche. Übernachtet wurde auf dem Floß oder in
Herbergen in festgeschriebenen Orten am Wasser, wo zu- oder abgestiegen werden konnte. Zurück ging es für die Flößer dann zu Fuß, später mit dem eigens mitgebrachten Fahrrad und noch später zu vergünstigten Preisen mit der Eisenbahn. War auf der Hinfahrt für die Flößer das Wasser eine Gefahr, waren es auf dem Rückweg die Räuber, weshalb die Flößer stets in Gruppen zu etwa zehn Mann unterwegs waren. Ihre mitgetragenen Werkzeuge wie die Floßhack dürften möglichen Angreifern ordentlich Angst eingejagt haben.
Franz Schiermeier ging in seinem Vortrag weiter auf die Floßländen Münchens und die nachfolgenden
Isargemeinden im Einzelnen ein, ohne die Militärtransporte zu den Türkenbelagerungen Wiens in den
Jahren 1529 und 1683 zu vergessen. Wo sich bei alledem Ismaning wiederfand?
Nun, Ismaning gehörte wie bereits erwähnt, bis zur Säkularisation zum Hochstift Freising. Sein Holz bezog es demnach aus dem Werdenfelser Land über die Loisach aus der heutigen Garmischer Ecke. Das Holz wurde auf Bestellung geliefert. Die beiden allerletzten Flöße, welche München verließen, hatten im Jahr 1914 das Ziel Ismaning. So endeten eine Jahrhunderte alte Geschichte und ein spannender Vortragsabend.