Bericht von Klaus Grobholz,
Schriftführer im Vorstand Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V.
Am Freitag wurden die rund 200 Teilnehmer von der 3. Bürgermeisterin Verena Dietl im Rathaussaal unter dem monumentalen Piloty Gemälde Allegoria Monachia empfangen, in dem auch die Flößerei in ihrer Bedeutung für München zur Geltung kommt. Details aus dem Gemälde wurden den Gästen von Michael Schönwälder und Dr. Klaus Wagner erläutert, ehe der Frau Bürgermeisterin ein Buch und ein kleiner silberner Flößer als Gastgeschenk überreicht wurden.
Drei Doppeldecker Busse von Autobus Oberbayern warteten anschließend für eine geführte exklusive Stadtrundfahrt am alten Rathaus und sorgten für einiges Aufsehen an der Sparkassenstraße, ehe sie dann durch die engen Straßen um den Viktualienmarkt über die Theresienwiese durch die Isarvorstadt, Ludwigsvorstadt und Maxvorstadt zum Schlosspark Nymphenburg, und dann vorbei am Olympiagelände durch Schwabing nach drei Stunden ihr Ziel am Odeonsplatz erreichten.
Im Max-Joseph-Saal der Residenz freuten sich die Gäste über einen Empfang des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen und für Heimat. Nach Vorträgen von Ministerialdirektor Dr. Alexander Voitl, Dr. Klaus Wagner und Martin Spreng zum Thema Flößerei und deren Bedeutung für München gab es einen lockeren Teil mit Häppchen und Getränken. Damit endete das Tagesprogramm und ermöglichte den Gästen aus allen Bundesländern, sich die Stadt bis zum Abendprogramm individuell zu erschließen oder sich zu erholen…
Im Festsaal im Augustiner Stammhaus in der Neuhauser Straße erwartete die Gäste ein bunter Abend unter dem Thema „Münchner Leben“. Inge Weber-Stumpf aus dem Vorstand der Thalkirchner Flößer moderierte den Abend mit der Renaissance Tanzgruppe, den Münchner Turmbläsern, Tanz- und Trachtengruppen sowie den schneidigen Schuhplattlern Edelweiß-Stamm aus Lerchenau, die sich mit einem erst 11-jährigen Jungplattler großen Beifall ertanzten. Für das leibliche Wohl sorgte die Küche mit einem großzügigen Kalt-Warm-Büffet und dem bekanntermaßen guten Augustiner.
Auch der Samstag war mit einem anspruchsvollen Programm gefüllt, das mit einer Mitgliederversammlung im Festsaal des Pschorr am Viktualienmarkt begann. Neben den satzungsmäßig erforderlichen Berichten des Vorstandes wurde mit einer Gedenkminute der verstorbenen Flößer gedacht, ehe dann die Entlastung des amtierenden Vorstandes und Neuwahlen folgten. Der Vorsitzende Martin Spreng wurde weiterhin gewählt, bei anderen Positionen gab es kleine Veränderungen. Ferner wurde entschieden, den Deutschen Flößertag 2023 in Reinhardshagen im hessischen Weserbergland durchzuführen, die ihn für 2020 schon vorbereitet hatten und wegen Corona absagen mussten. Für 2024 dann hat sich der Lechbrucker Bürgermeister Werner Moll mit einer launigen Rede und einem Bildervortrag über Lechbruck für die Ausrichtung des Flößertages beworben.
Es folgte ein bebilderter Fachvortrag „Auf der Spurensuche Flößerei im Stadtarchiv München“ von Dr. Michael Stephan, dem ehemaligen Leiter des Münchner Stadtarchives. Anschließend berichtete die Historikerin Lisa Walleit aus dem Vorstand der Thalkirchner Flößer über „Die Isarflößer und ihre Bedeutung für die Entwicklung Münchens im Spätmittelalter“.
Nach dem Weißwurstessen warteten die drei Doppeldecker-Busse in der Blumenstraße auf die 200 Teilnehmer, um sie zur Führung an der Floßlände Thalkirchen zu bringen. Floßmeister Michael Angermeier erzählte dort in seiner humorvollen Art viele Tatsachen und Anekdoten zur Flößerei, und auch zur wirtschaftlichen Bedeutung für die Generationen von Flößerfamilien an Loisach und Isar. Fragen von interessierten Gästen beantwortete er natürlich fachmännisch und unter strahlender Sonne.
Ein Gruppenfoto mit einem großen DANKE wurde an den UNESCO-Ausschuss dafür gerichtet, dass das Flößerhandwerk 2021 in die Nominierung zum UNESCO Welterbe der Menschheit aufgenommen wurde, wobei die weltweiten Flößer der Entscheidung voraussichtlich im Februar 2023 mit gespannter Erwartung entgegensehen.
In das bundesweite Verzeichnis der UNESCO-Kommission wurde die Flößerei bereits 2014 aufgenommen.
Gerne wären die Gäste noch an der sonnigen Floßlände geblieben, aber in der Flößerkirche St. Maria Thalkirchen wartete bereits Stadtpfarrer Michael Kiefer. Die drei Busse mussten zum Aussteigen zwangsläufig den engen Fraunberg blockieren, bis die Gäste in der Kirche waren und dem Referat zur Geschichte und Verbindung dieser Kirche zur Flößerei folgen konnten.
Nach einem kurzen Spaziergang durch den Park wurden die Gäste vor dem Asam Schlössl wieder eingesammelt und zur freien Gestaltung einer kurzen Freizeit wieder in die Innenstadt gefahren.
Im Festsaal des Hofbräuhaus am Platzl fand der dritte Abend seine Fortsetzung im Programm. Nach dem Abendessen mit Ente, Blaukraut und Knödeln hörten die Gäste die Geschichte vom Dienstmann Alois Hingerl, spontan vorgetragen vom Wolfratshauser Schauspieler Kurt. Zwei charmante Münchner Kindl verschenkten speziell angefertigte Flößer-Lebkuchenherzen und dazu Liederhefte, die vom Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern für das Wirtshaussingen sorgsam zusammengestellt wurden. Bei Liedern wie „Die Gedanken sind frei“, „Du, du liegst mir im Herzen“, „´s gibt nur a Loisachtal alloa“ klang es unter Anleitung von Ernst Schusser freudig aus fast zweihundert Kehlen. Schlag auf Schlag ging es dann musikalisch weiter, als die Münchner Tanzmeisterin Katharina Mayer im Dirndl mit großem Erfolg zum Verdauungstanz auf die Tanzfläche bat und den mutigen Gästen Polkas, Walzer und Landler von den Obermüller Musikanten in die Beine spielen ließ.
Nach einer kurzen Nacht trafen sich alle Teilnehmer am Kirchweih-Sonntag auf dem Frauenplatz vor dem Münchner Dom. Sie wurden am Portal von Kardinal Reinhard Marx begrüßt und abgeholt, um hinter der Neurieder Stadtwache und der Flößerinnung Lenggries in das Gotteshaus einzuziehen. Der Kardinal gestaltete die Messe als Flößermesse und überraschte den Stellvertretenden Vorsitzenden des Flößervereins, Dr. Klaus Wagner, als er ihn spontan zu einem Interview zur Flößerei zu sich vor den Altar bat. Die gesamte Messe war als Schwerpunkt der Flößerei und deren Bedeutung auch für die Stadt München gewidmet, bestehen doch die Dachstühle der beiden großen Münchner Kirchen, Frauenkirche und Alter Peter, aus Holz aus dem Oberland, das mit mehr als 140 Flößen auf Loisach und Isar nach München geflößt wurde.
Im Anschluss an die Messe fand eine Kirchenführung durch das Ordinariat statt, in dessen Verlauf der ehemalige Dombaumeister Robert Brannekämper anhand einiger Bilder die baulichen Gegebenheiten aufzeigte. Unter Anderem erläuterte er die Konstruktion der beiden kupfergedeckten Kuppeln, der Welschen Hauben, sowie die Konstruktion der Innendecken und die neu geschaffene Möglichkeit, über eine enge Wendeltreppe mit 90 Stufen und weiter mit einem Aufzug in die Kuppel des südlichen Turmes zu gelangen. Aus 16 Fenstern habe man einen tollen Überblick über die Stadt bis in die Berge.
Zum Schlussfoto zur Veranstaltung stellten sich die Teilnehmer aus den 23 Vereinen und drei Museen mittags im Schatten der alten Bäume auf der Natursteinmauer im Pilzbrunnen auf. Die Verabschiedung erfolgte durch die Vorsitzenden des Dachverbandes und des Veranstalters, Martin Spreng und Klaus Menk.